28.05.2007
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Nein, verehrte Damen, geschätzte Herren.
Heute geht es weder um spirituelle Erleuchtung, noch um Erklärungen des Magen-Darm-Trakts bei Mensch oder Säugetieren. Vielmehr geht es um innere Angelegenheiten, das Innere Deutschlands und am Rande auch um die Ministerien für Inneres.
Deutschland hat sie - die "Achse des Bösen". Und sie verläuft längs von Nord nach Süd, von Heiligendamm an der Ostsee bis nach Mittenwald in den Alpen.
Die Staatsgewalt schürt die Angst vor den eigenen Bürgern. Jeder ist ein potentieller Terrorist und scheint schuldig, solange nicht seine Unschuld bewiesen ist. Daher gibt es biometrische Ausweise, Kamerasysteme mit Gesichtserkennung und Bürgerdatenbanken, in denen Biometrie und irgendwann sicher auch Infos der DNA gespeichert werden.
Und die Angst des Hofes vor dem einfachen Volk führt auch zu solch absurd erscheinenden Handlungen, dass auf Regierungserlass ein ganzer Ort in ein Zoogehege verwandelt wird, und die Besucher dann nicht einmal unbehelligt bis an den Zaun treten dürfen, um die acht Äffchen darin zu bestaunen. Ein Freigehege übrigens, das artgerechter kaum sein könnte - zumindest Tierschützer dürften beruhigt sein.
Nun - der G8-Gipfel startet erst Mitte kommender Woche, brandaktuell ist aber eine Pfingstaktion in Mittenwald, die seit 50 Jahren Kriegsverbrecher ehrt und Loblieder auf eine Truppe des zweiten Weltkriegs singt, die für Massaker u.a. in griechischen und italienischen Dörfern verantwortlich ist - an der unbewaffneten Zivilbevölkerung versteht sich.
Seit 5 Jahren protestieren Antifaschisten gegen diese Verherrlichung der Kriegsverbrechen. Seit 5 Jahren weht ihnen der Wind des deutschen Rechtsstaates entgegen. Die Traditionspflege in Mittenwald hat schließlich prominente Vertreter. So ist gar Edmund Stoiber ein Mitglied des Kameradenkreises der Gebirgsjägertruppe, den manche als "Selbsthilfegruppe für Kriegsverbrecher" bezeichnen. Stoiber wird auch gern mit seinen Lobesworten zum Verein zitiert: "...unangreifbare Traditionspflege, die in der gesamten traditionsarmen Bundeswehr ihresgleichen sucht".
Ein starkes Stück Deutschland, oder?
Ich will hier nicht verheimlichen, dass manch schlauer Vertreter des Gebirgsjägertreffens durchaus bemüht scheint, die Veranstaltung auch im Gedenken an alle Getöteten und Traumatisierten des zweiten Weltkriegs durchzuführen - also für die Opfer, zu denen in diesem Zusammenhang aber auch die Täter gestellt werden sollen. Zudem findet die Gedenkfeier am Ehrenmal der gefallenen Weltkriegs-Gebirgsjäger statt und es dürfen ausschließlich kritiklose Befürworter aus Ex-Wehrmacht und Bundeswehr dem Treffen beiwohnen.
Was soll man davon halten?
Einer der Ex-Gebirgsjäger ist übrigens in Italien wegen 14-fachen Mordes an Zivilisten zu lebenslanger Haft verurteilt worden, lebt aber dennoch im Bayerischen Ländle ein lustig gemütliches Leben. Und zum Schutz der Veranstaltung wird ein gesamter Berg (Hoher Brendten) zur demonstrationsfreien Zone erklärt - jener nämlich, auf dem das Treffen der Gebirgsjägerveteranen zusammen mit Vertretern der heutigen Bundeswehr stattfindet.
Die neue Wehr bietet alsbald einen Shuttleservice für die nicht mehr so rüstigen Vertreter der damaligen Wehrmacht an, während Kritikern sogar der Fußmarsch verwehrt wird.
Horrido, möchte man da rufen.
So also spannt sich der Bogen der Rechtebeschneidung von Heiligendamm nach Mittenwald über rund 750 Kilometer. Und kein Zweifel, auch dazwischen sind unzählige, seltsame Differenzen zwischen Volksvertretern und Volk zu finden. Verbote für diejenigen, die eine hörenswerte Meinung vertreten, dazu das Mitlesen von privaten Mails, der Wunsch nach behördlicher Spionage auf privaten Computern und natürlich das vorsorgliche Fahnden und Spionieren im gesamten Bürgerkreis. Das Innere Deutschlands wird fleißig bespitzelt.
Zeit für eine Revolution? Manchmal scheint mir, die ist längst überfällig.
(Liebe Rechtsstaatsvertreter: Dies war selbstverständlich ein unbedeutender Scherz am Rande eines ernst gemeinten Artikels.)
Frohe Pfingsten
W. Schmidt-Sielex
Aktuelle Demo-Infos zum Gebirgsjägertreffen:
Online-Artikel 2007 zu Mittenwald:
Quelle für das Stoiber-Zitat:
Weitere Artikel, unter anderem mit Informationen zu zwei verurteilten Kriegsverbrechern, die weiterhin in Deutschland leben:
Quelle der Deutschlandkarte im Original:
http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Deutschland_topo.jpg
Achtung, das Original und damit auch die hier zur Verfügung gestellte Version unterliegen der "GNU Free Documentation License".
Zusätzliche Suchbegriffe für diesen Text (für Suche z.B. über google.de):
Scheungraber, Mühlhauser, Josef, Othmar